Gerade bin ich sehr damit beschäftigt, meinen Alltag als Summe gewohnter Routinen mit aufhellenden Überraschungen wieder zu gewinnen. Im Job ebenso wie bei den Nachmittagen mit Kind, Verabredungen und Einkäufen. Was für die meisten Normalität ist braucht bei mir noch viel Planung. Das klappt so gut, dass ich mir wieder bewusst Pausen und Highlights einbauen muss, um mich nicht in Geschäftigkeit zu verlieren. Das Lesen kommt zu kurz, das Schreiben läuft gut. Abgesehen vom geplanten Songtext.
Warum schreibe ich so ausführlich über den Status Quo? Weil mich kaum jemand fragt. Von außen sieht es wieder fast normal aus. Ich arbeite zu 60%, backe Kuchen, führe Smalltalks und tiefere Gespräche bei Verabredungen. Ich habe jeden Tag ein neues Outfit an und bin an 4 von 5 Tagen geschminkt. Ich mache Pläne 2-3 Wochen in die Zukunft, gehe zu Arztterminen und fahre auch mal eine Stunde mit dem Mountainbike für einen Termin durch Hamburg. Mit Gelassenheit reagiere ich auf Terminabsagen oder -verschiebungen. Ich bin wieder in meinem Leben angekommen und kann es bewusst gestalten. Dies steht im krassen Gegensatz zu meiner Hilflosigkeit vor 2 Monaten. 8 Wochen, in denen viel passiert ist. Ich bin zurück in die Fülle gekommen, die mich umgibt. Und ich habe mich von Beziehungen getrennt. Innerhalb der Familie und im Freundeskreis habe ich Menschen verabschiedet, die mir nicht gut tun oder mir nichts Gutes tun wollen oder können, weil sie sich um sich selbst drehen. Zunächst habe ich die Trennung als Abschied und kleinen Verlust wahrgenommen. Doch für die, die gehen durften, kamen neue Menschen, die da sein möchten. Es gab auch Beziehungen, die durch Offenheit zu meinen Themen Trauer und Depression viel tiefer und weiter geworden sind. Ich empfinde daher trotz kleiner Trennungen keinen Verlust, sondern einen Gewinn an Begegnungen mit anderen. Es ist wieder Platz für Neues und Leichtigkeit im Umgang miteinander. Darüber hinaus ist es auch ein Stück weit normal, dass sich Wegbegleiter ändern, da wir selbst uns auf dem Lebensweg verändern.