Nach dem Frühstück mit Blick auf die jungen Milchkühe vor dem Fenster sitze ich auf einer Bank im Garten. Das Grün geht über in das dunklere Grün der Hagebuttensträucher hinter denen die nasse Wiese liegt. Die Morgensonne strahlt warm und funkelnd durch die nackten Baumkronen.
Am Feldweg habe ich gestern im abendlichen Regen einen Strauß gepflückt. Aus gelben und weißen Blüten. Gemischt mit verblühten und getrockneten Gräsern und Halmen aus Nuancen von braun und grün. Lebendige und tote Pflanzen zur Erinnerung an eine Woche am Meer.
Es war eine Woche voller neuer Eindrücke: Wahnsinnige Ruhe ebenso wie emotionale Unwetter im Miteinander als großes Familiengefüge, das es so nur an Feiertagen gibt.
Entsprechend gab es Highlights wie die Überfahrt per Fähre nach Föhr und richtige Downer im Aufeinandertreffen konträrer Ansichten.
Ich sehe die Kühe wie sie fressen und mit Ohren, Schwanz und Kopf die lästigen Fliegen abwehren. Wie sie alleine sträunernd in die Ferne schauen oder um Ihren Platz in der Herde rangeln. Ich denke an die Ruhe dieser großen Tiere. Sie erinnern mich an die Elefanten auf dem Titelbild des Buches „Frühstück mit Elefanten: Als Rangerin in Afrika“ von Gesa Neitzel.
Ein Buch, welches mir eine gute Bekannte für meinen Klinikaufenthalt im Juni ausgeliehen hat. Auf den ersten Seiten geht es um die Suche nach Erfüllung, einer Berufung, einer Vision am anderen Ende der bekannten Breitengrade und Routinen. Jeder Schritt von Gesa richtete sich nach diesem Bild der Freiheit als Rangerin aus. Es war ein Prozess, verbunden mit vielen Vorbereitungen. Sie erschaffte sich diese Chance aus eigener Kraft und aus tiefster, innerer Überzeugung. Ich stehe am Anfang eines solchen Veränderungsprozesses und freue mich auf jede Wegstrecke dieser Route, die sich erst im Vorangehen ergibt und sich Leben nennt.