Dieses System, dass ruhig vor sich hin läuft, wenn es dir gut geht. Es ist ein Meer aus Nervenbahnen, fein justiert und bisher nicht vollkommen entschlüsselt. Dieses innere Uhrwerk ist störanfällig. Oft merken wir den Zwischenfall erst an den Folgen. Nicht selten morgens nach einer unruhigen Nacht. Was war der Auslöser? Den Tag über fehlt Kraft, Energie. Der leichteste Gang am Fahrrad reicht nicht für die minimale Steigung.
Könnten die Botenstoffe im Hirn doch auf uns hören und vor allem sagen, wer sie geschickt hat. Die Angst, der innere Antreiber oder die Ohnmacht? Im Unterbewusstsein treffen sich diese Gefühle im Gleichgewicht der Seele. Ist eines zu laut, wird es ins Hirn katapultiert und sorgt so lange für Aufruhr, bis wir ihm ins Gesicht sehen. Da bist du also, alte Wut. Vermisst hat dich niemand. Ah, war ja klar, das kleine Selbstmitleid hast du auch gleich mitgebracht. Super, echt – gerade war das Bewusstsein im Neubeginn voller Vorfreude und Mut, melden sich diese alten Gefährten aus dem Off.
Solche innere Dialoge mit sich selbst kennen sicher viele. Distanz bringt mir Linderung. Ich mache mir Popcorn und Apfelschorle, und setze mich gedanklich in den Kinosessel. Vor mir die Leinwand mit meinem Gedankenstrom. Die bildliche Vorstellung meiner Selbst als Beobachterin meiner Überlegungen mildert das Drama. Meine Ratio nimmt die überwältigenden Emotionen unter den Arm, relativiert sie und erkennt Zusammenhänge. Und sie stellt die entscheidende Frage: wo stehst du, mein Gefühl? Die Antwort lautet zu 98,5% – in der Vergangenheit oder der Zukunft. Ich leide im Jetzt wegen etwas, dass ich nicht mehr ändern kann oder wegen etwas, das noch gar nicht eingetroffen ist. Meine Realität im Jetzt ist somit 98,5% besser als ich dachte. Ich glaube dieser Satz allein entspannt mich in den allermeisten Fällen direkt und nachhaltig. Probiert es gerne selbst aus.