Ein Kleinkind, das seine Augen hinter seinen eigenen Händen versteckt, glaubt, unsichtbar zu sein. Ein Erwachsener, der seine Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt, glaubt, nicht gesehen zu werden. Das Gegenteil ist der Fall. Vor allem, wenn der Himmel von Wolken verhängt ist, wenn niemand sonst im Radius von 500 Metern eine trägt und die Körpersprache umso deutlicher sagt: hier fühlt sich jemand unwohl. Fehl am Platz. Unsicherheit in jeder Bewegung, ruckartige Kopfbewegungen, angestrengt. Eine Aura der Ablehnung wabert in Richtungen, erzeugt Reaktionen.
Szenenwechsel. Einblicke in die Gedankenwelt meines Gegenübers. Verletzlichkeit und Schwere schwingen bei jedem Satz mit. Die Stimme wirkt zerbrechlich, an den Wortenden leicht schrill, erstickt von einem gestellten Lachen. Das Gesagte weckt meine Empathie, aufbauende Worte verlassen meinen Mund, um etwas von der Last des Gelebten aufzufangen. In den Augen zeigen sich Emotionen. Echte Gefühle unter der perfekten, heilen und inszenierten Welt. Ich erkenne mich in Teilen wieder und erkenne gleichzeitig die gesteigerte Intensität beim Gegenüber. Mir kommt der Gedanke, dass der Mensch den Austausch mit anderen braucht. Ich sehe, was passiert, wenn jemand das offene Reden verlernt hat…
..und wohin es führt, wenn das Schweigen lauter wird, als das von Hypothesen verworrene Selbstgespräch hinter den schwarzen Gläsern der Sonnenbrille.