27/10/2020 Ehrlichkeit

Für A. und für A.

Selten bin ich an einem Tag gleich zwei Menschen begegnet, mit denen ich mich so ehrlich und offen über mein Jetzt und mein Gestern austauschen konnte. Ich bin dankbar dafür, die Authentizität, die ich hier im Blog und in meinem Manuskript zum Buch lebe, in der persönlichen Begegnung zu zeigen. Es ist nochmal eine andere Qualität, jemanden dabei in die Augen zu sehen und trotz aller Unbekanntheit so viel Tiefe zu erfahren. Nichts gegen Smalltalks. Doch jetzt, wo es mir wieder besser geht und meine seelische Tiefsee aufgewühlt in der Verarbeitung und Auflösung von Schwere liegt, sind es Begegnungen dieser Art, die mich weitertragen. Sich verletzlich und unperfekt ganz ohne Maske zu zeigen klingt vielleicht unbequem. Für mich zeigt sich gerade darin die Verbindung zueinander. Denn es gibt wohl kaum Menschen, die im Innersten nicht mit Sorgen, Ängsten und Wünschen beschäftigt sind.

Frage bei deiner nächsten Begegnung mit einem Bekannten oder Freund, wie es ihm oder ihr wirklich geht. Und zwar hinter dem Standard „Ganz gut, alles ok soweit, und dir?“. Frage nach, wenn du das Gefühl hast, jemand in deinem Umfeld ist betrübt oder sehr gestresst. Bitte um Ehrlichkeit. Damit ist beiden Seiten geholfen, auch wenn erst einmal mehr Energie in die Frage geht, so kommt auch viel Energie durch die Antworten zurück. Die Leichtigkeit entsteht dadurch, keine Aussagen zurecht legen zu müssen, die konform sind mit dem überdurchschnittlichen Schein. Es sind wahrhaftige Begegnungen, die einen echten Erfahrungsaustausch ermöglichen anstatt sich gegenseitig in Superlativen zu übertreffen. Wie oft höre ich beim Erzählen, dass das Gegenüber sofort die eigene Story zum gleichen Thema zurechtlegt und abgibt. Ohne zuvor voller Interesse nach Details zu fragen. Aktives Zuhören statt einfach alles auf sich selbst zu beziehen. Anderen Raum schenken, ohne sich gegenseitig zu übertrumpfen.

Von solchen Begegnungen wie gestern wünsche ich mir mehr. Und weniger von den selbstdarstellerischen Smalltalks. Also wer immer mir von euch LeserInnen als Nächstes begegnet oder mich anschreibt bzw. anruft – seid bitte ehrlich und offen. Sagt was euch bewegt und fragt mich, an welchem Punkt ich gerade stehe. So können wir gegenseitig auch schwere Themen aushalten und bewegen. Und gleichzeitig die Leichtigkeit genießen, die im Austausch ohne happy shiny Maske entsteht.

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