30/10/2020 Trauma

Auf der Suche nach Linderung und innerem Frieden geht der Mensch unterschiedlichste Wege. Manchmal auch mehrere Wege parallel. Mit Akupunktur das Trauma meiner Gebärmutter heilen? Klingt im ersten Moment vielleicht schräg, doch ich habe es gestern versucht. Es wird eine Woche nachwirken und hoffentlich dort Entspannung bringen, wo mein persönliches Schicksal solch radikale Wendung genommen hat. Vor 8 Jahren. Als unser Sohn still geboren wurde.

Wenn immer ich davon erzähle, gibt es eine ähnliche Geschichte vom Gegenüber zu erzählen. Entweder selbst erlebt oder in der Familie oder im Freundeskreis. Es ist ein trauriges Thema, welches dennoch zum Leben gehört. Das Sterben und der Tod. Und wenn das Leben erst am Anfang steht ist dies umso schwerer zu ertragen. Doch es braucht seinen Raum. In uns und in unserer Gesellschaft. Keiner sollte sich für seine Emotionen schämen müssen, wenn der Verlust eines geliebten Menschen ihn zu Tränen rührt. Wenn es passiert, auf der Beerdigung und auch Jahre später. Unsere Leistungsgesellschaft sagt gerne „Jetzt ist es schon 2 Jahre her, da müsstest du doch mit der Trauer mal durch sein.“. Dieser oder ähnliche Sätze fallen häufig. Ist sie nicht, denn die Trauer, der fehlende Platz in deinem Herzen bleibt ein Leben lang. Sie verändert sich und wir leichter. Doch das Vermissen bleibt. Heute kann ich über den Tod reden ohne zu weinen. So viel Trauerarbeit und gewonnene Klarheit habe ich auf meinem Weg mit diesem Schicksal gewonnen. Dank Mitmenschen, die mir den nötigen Raum gaben. Dank der eigenen Kraft anderen zu sagen, was mich verletzt und was ich mir wünschen würde. Und ich habe mich an Müttern und Vätern orientiert, deren Verlust schon länger zurück liegt. Ich dachte mir „Wenn diese starke Frau auch 20 Jahre nach dem Tod ihres Kindes gut durchs Leben geht und einen Platz für die Trauer gefunden hat, dann kann ich es vielleicht auch.“. Diese Perspektive gab mir Zuversicht und Hoffnung auf ein gutes Morgen. Genau dies wünsche ich jedem, der ein ähnliches Schicksal teilt und diesen Text liest. Wenn ihr jemanden kennt, dem diese Worte gut täten, weil ihr selbst gerade etwas sprachlos seid, so teilt diesen Beitrag gerne. Es gibt einige Parallelen im Umgang mit trauernden Menschen und depressiven Menschen. Nicht jeder Trauernde ist depressiv, das möchte ich klar sagen. Es ist der Umgang der Mitmenschen, der ähnlich ist. „Was kann ich sagen ohne zu verletzen?“, „Was hilft der Person in diesem Moment und was ist eher hinderlich?“, „Sollte ich zu einem Ausflug einladen zur Ablenkung oder einfach nur da sein und zuhören?“. All diese Fragen ergeben sich sowohl bei Depressionen als auch bei Trauer im eigenen Umfeld. Mein liebster Satz dazu von Freunden war und ist „Ich weiß gerade nicht was ich sagen soll oder wie ich mit dir umgehen soll. Du sollst wissen, dass ich da bin und an dich denken.“. Denn das zeigt Empathie und Interesse und ist besser als zu schweigen.

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