Tief atmen, mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen und einfach wahrnehmen, was alles wieder ist. Hier, in meinem Leben. Ein Boxenstop. Es ist für mich keine Selbstverständlichkeit nach einer Arbeitswoche und ereignisarmen Nachmittagen zu Hause inne zu halten und ein normales Wochenende zu schätzen. Mit langem Spaziergang im Schnee und jetzt im frühen Dunkel mit Tee. Kein halbes Jahr ist es her, dass ich aus dem Krankenhaus entlassen worden bin.
Erst gestern war ich dorthin zum Kontrolltermin zurück gekehrt. Und bei jedem Weggehen klopfe ich mir gedanklich selbst die Schulter. Ich bin Besucher, kein stationärer Patient. Es ist nicht so, dass ich alles, was dort hinter Gängen und Türen an Leben ist, ablehne. Ich habe auch ein warmes Gefühl zu diesem Ort. Ich suchte Schutz, als ich selbst keinen Halt mehr fand. Einige Menschen, die dort arbeiten, machen den Unterschied mit ihrer Herzlichkeit und ihrem ernsten Interesse zu helfen. Doch ich wusste, dass dies nur eine Pause und keine Heilung für mich bedeutete. Diese wäre erst im Alltag möglich, in kleinen Schritten.
Und jetzt? Einige Monate später fühle ich mich weitgehend „normal“. Stabil und belastbar, mitschwingend in den Gefühlen und voller Zuversicht beim Blick in die Zukunft. Ich bin selektiver geworden bei der Wahl der Menschen, mit denen ich mich austausche. Ich nehme nicht jedes Drama mit. Ich höre mir aufmerksamer beim Denken zu und sortiere um, miste aus. Gedanklich wie physisch. Auf der Suche nach Klarheit, Leichtigkeit und Beweglichkeit. Mit leichtem Gepäck reist es sich leichter. Mit sortiertem Haushalt zieht es sich leichter um. Mit eindeutigen Fragen kommen auch klarere Antworten und Einsichten.
Diese kurzen Boxenstops kann ich sehr empfehlen. Sich Zeit nehmen für die eigenen Gedanken und Absichten. Sich fragen was wirklich wichtig ist und was nur belastet. Sich überlegen, wohin genau die Reise gehen darf. Vieles ergibt sich bereits, wenn das Ziel klarer ist.