Gestern war ein guter Tag, der beste seit Langem.
Das verdient einen eigenen Absatz wie ich finde.
Jedem, dem ich begegnete und der mich fragte wie es mir ginge, antwortete ich ehrlich. Egal, ob Arzt, Nachbar oder Schulkind-Mutter. Es geht mir ok, ich habe Depressionen. Nicht zum ersten Mal, und ja, gerade geht es etwas besser. Und ich leitete einen Link von Nora Fieling zum Thema „11 Dinge, die Du über Depressionen wissen sollst“ an alle per WhatsApp weiter, für die es mir wichtig erschien. Und ich bekam Feedback. Unterstützung, auch Ablehnung. Aber viel Klarheit. Und Erleichterung. Ich musste nicht mehr so tun als sei alles super. Oder wie Kathrin Wessling mit Ihrem Buchtitel „Super und dir?“ (ISBN 9783548060217) ironisch, leicht sarkastisch antworten würde.
Es wurde Energie in mir frei. Und ich erinnerte mich an die Zeilen von Lola Jones, die ich am Vortag gelesen hatte. Eine Empfehlung einer ebenfalls sehr wertvollen Freundin in meinem Leben, die selbst Coach ist. Und immer auf der Suche nach neuen Antworten zum Sinn des Lebens, zum kreativen Erschaffen und dem selbstbestimmten Gestalten des eigenen Lebensweges ist.
Mache 10% und gebe den großen Rest an das Universum ab. Klingt Fabel-haft, leicht eso und scheint doch oder gerade zu funktionieren.
Auch fuhr ich mit dem Fahrrad in der Herbstsonne an unserem Traumhaus vorbei. Hier eine 4-Zimmer Wohnung, am anderen Ende unserer Straße. Ein Bewohner parkte gerade sein Motorrad. Ich drehte mit dem Fahrrad einfach um (trotz warmem Mittagessen im Beutel) und fragte einfach nach. Es stellte sich heraus: alles Mietwohnungen (super), die alten Etagen wurden halbiert, also alles 3 Zimmer Wohnungen, 5!qm weniger als bei uns. Ärger? nein. Enttäuschung? Ein wenig. Glück? Ja, denn es gab die Gewissheit, dass wir hier in unserem Traumhaus unseren Traum gar nicht finden würden. Es sei denn zwei Parteien auf einer Etage ziehen gleichzeitig aus.
Beschluss: Ich schreibe morgen die Online-Suchanzeige von uns auf Papier und hänge an ein schwarzes Brett in der Kirche nebenan. So echt mit Schreibgerät namens Füllfederhalter auf dickem Papier. Altmodische Methode in neuen Zeiten. Anders und vielleicht deswegen überraschend erfolgreich? Ich werde berichten. 6:30 Uhr Aufstehzeit, ich gehe duschen und wasche die Kopfschmerzen weg, die die Tablette Ibuprofen eben nicht gekillt hat.
PS: Ich möchte wieder mit der Arbeit starten. Mit wenig Stunden, Gestern kam ein lockeres Angebot dazu im Anschluss in einem Café meines Nachbarns bei den Vorbereitungen zu helfen. Vielleicht gegen ein warmes Mittagessen im Tausch. Welch Geschenk durch ein offenes „Mir geht es nicht gut, ich werde erst langsam in den Job zurückkehren und suche einen sinnvollen Zeitvertreib“ – ein ehrlicher Satz und das Universum schenkt mir diese wertvolle Option inkl. Einladung zum Quatschen bei einem Vino. Danke!
PPS: (schreibt „man“ das heute überhaupt noch?) mein Kind kommt ins Bad, sagt stolz und noch müde: „Ich bin im Dunkeln allein und langsam (mit Gipsarm) die Leiter vom Hochbett runter gekommen.“. 2 Minuten später höre ich wie im Kinderzimmer nebenan singend eine „kurze Runde Memorie-Spielen“ aufgebaut wird. „Ja, Schatz, aber wirklich nur eine Runde und dann anziehen“, antworte ich. Es wird ein Unentschieden – besser ging es nicht.
Nachtrag (und nein, dies wird kein Format à la Instagram Leben in Echtzeit ähh Photogeshopten nachgeliefert mit 23 Stunden Delay und als Kampagne verpackt) es ist 7:40 Uhr. Ich bin geduscht mit Haare waschen und föhnen, habe das Schulbrot fertig, das Frühstück gemacht und den Kaffee macht gerade mein Mann. Ich habe mich angezogen, ein richtig überlegtes Outfit sogar. Habe den Müll runter gebracht (extra Runde, weil jetzt Schminken dran ist – den zweiten Tag in Folge), habe einen netten Smalltalk mit meinem Nachbarn gehalten. Der Nachmittags-Rucksack fürs Kind ist vorbereitet und ich habe beim Frühstück geholfen, das Ernährungstagebuch für den Sachunterricht auszufüllen. Und vielleicht habe ich sogar noch eine Kleinigkeit vergessen, die in all dem, was HEUTE und JETZT gerade wieder alles möglich ist. An alle die gerade denken „Wow, ich komme gerade mal aus dem Bett um aufs Klo zu gehen oder in die Küche, um was zu trinken!“: Gebt niemals auf! Es kann in 48 Stunden schon wieder ein Schritt vorwärts gegeben haben und den übernächsten schon erahnen lassen. Es lohnt sich zu kämpfen. Mit jedem neuen Morgen – für das Leben.