15/05/2022 Sehnsucht

Ich spüre die Sehnsucht nach dir. Seit Jahren male ich das Bild von Zukunft mit dir. Immer sah ich dich in greifbarer Nähe. Ich plante mit dir und für dich, bereitete mich mental und gesundheitlich vor. Ich baute ein Netz von Unterstützern, um bereit zu sein. Diese Gefühl zu dir war beständig und gross. Dann kam das Nein, nicht jetzt soll es sein, vielleicht auch nie.

Das Zukunftsbild löste sich auf. Die Sehnsucht blieb. Ich erkannte, dass ich nicht dich herbeigesehnt hatte, sondern mein Vermissen als Wunsch für die Zukunft verpackt hatte. Vermissen ist endgültig wie dein Tod. Sich nach etwas sehnen dagegen lässt Raum für Hoffnung.

All die 10 Jahre ist mein Gefühl vermissen. Ich vermisse deinen Körper in meinem Arm, das Bild von dem Jungen, der du heute wärest. Ich vermisse mich, wie ich war, als du in mir heranwuchst. Ich vermisse die Leichtigkeit, das Vertrauen in die Welt, die mir meist Gutes geschenkt hatte.

Ich vermisse, dich nie bei deinem Namen gerufen zu haben und zucke zusammen, wenn ihn jemand ruft. Ich sehe dann, wie sich ein Kopf in meine Richtung dreht und an mir vorbei sieht. Ich vermisse dich unter uns Lebenden, unter uns, die deinen Namen kennen.

13/05/2022 Getrennt sein

Entwickle eine Vision vom Arbeitsalltag. Entwerfe dann ein Bild von innerer Zufriedenheit im kreativen Prozess. Vergleiche beide Ergebnisse. Während Ersteres rational und objektiv ablief, war das Schöpferische bei mir warm und intuitiv. Es gab Phasen, in denen Jobsituation und kreatives Umfeld eine grosse Schnittmenge teilten. Wann also hat sich das Getrennt sein beider Welten in mein Leben geschlichen? WARUM mache ich das, was mir an Texten zufliegt oft „nur“ ehrenamtlich? Auch jetzt gibt es den vorhersehbaren klaren Weg, eine Fortführung des Bekannten. Doch wozu versuche ich zwei Welten zu gestalten? So begreife ich das Glück derer, die mit ihrer Berufung Geld verdienen und in einem Universum bleiben. Also denke ich nochmal neu und lege Rahmenbedingungen fest. Ich verbinde kreatives Potential mit realen Problemstellungen. Eine Vision, ein Bild. Eine Einheit in einer Welt persönlicher Entfaltung. Ich suche nach Vorbildern und finde sie näher als erwartet.

18/04/2022 Richness

We went to the sea, just for one night. I felt the sun on my skin, enjoyed breathing fresh air and saw memories of last summer on my mind. Silence on the roof terrace, birds were singing while I was walking surrounded by peace and nature. To me, this is „being rich“. No luxury goods can substitute it.
And to be fair, I love luxury goods. But I do not need them to look rich just to feel rich to be rich. So what is it that makes you feel rich?

Is it freedom of time? Never having felt hunger? Living in a country where education is not a matter of money?

Having a home? I started the second year in the new flat. It is more a house on the ground floor. These walls are the biggest improvement in years. I still hear people saying why moving in a pandemic? I said because of the pandemic! No idea when it will be over! And guess what? The world started it’s third year with this unseen risk. And yes, I bought new assets, did not sell one stock. Don’t let anxiety define your decisions.

13/04/2022 Langsame Entscheidungen

Wer diese Überschrift negativ bewertet, ist Teil des Denkens, von dem ich Abstand brauche. Ich bin gedanklich zwischen dem jetzigen Job und der neuen Aufgabe. Im freien Raum zum Bewusst-werden und für langsame Entscheidungen. Eine Chance, abzuwägen und bereits im Prozess zu fühlen, welche Richtung gut ist. Dazu gehört auch, Chancen abzulehnen und zu reflektieren, was nicht kommen soll. Was nie wieder kommen darf. Dazu gehört auch, einzelne Meilensteine geduldig in eine sinnvolle Reihenfolge zu legen, anstatt alles sofort erledigen zu wollen. Zugegeben, das ist keine einfache Übung. Zu sehr werden Resultate, Steigerungen und Rekorde gesellschaftlich gefeiert. Niemand fragt nach dem chronisch gewordenen Kater unserer Seelen.

Die medial geteilten Highlights an persönlichsten Momenten sind das neue Dauerrauschen, das die analoge Welt mit Höhen und Tiefen zu ersticken scheint. Es ist eine Falle, besonders für Menschen mit ausgeprägtem Leistungsanspruch. Also weg von ungesunden Realitäten, zurück zu unserem Selbst. Es ist okay, sich Zeit zu nehmen für den nächsten Schritt. Nicht grundlos gehen Menschen in die Natur, in die Stille oder in ein Gebet, um sich mit der eigenen Zukunft zu verbinden. Für einen Moment treten wir so aus dem Alltag heraus und schaffen Luft für neue Ideen und Gedanken. Und manchmal braucht es zuvor die bewusste Verabschiedung von Altem.

31/03/22 Decke aus Schnee

Disclaimer: Triggerwarnung Depression

Starr vor innerer Kälte verlangsamt sich die Zeit.

Auf dem Schulweg durch den Schnee sammeln sich die Flocken auf Mütze und Haaren. Bis die weiße Schicht schwer wird. Zurück am Haus befreie ich einen Bambus von den Schneeflocken, da seine Stiele nach unten gebogen beinahe den Boden berühren. Ich sehe aus dem Fenster durch Äste, die fünfmal dicker erscheinen. Was hier unschuldig weiß ist, ist in der Trauer und der Depression tief schwarz. Je länger sie die Pigmente auf deine Welt legen, desto schwerer fühlst du dich darunter.

Als hielten Leichtigkeit und Freude einen Winterschlaf. Eine unheimliche Stille in dir lässt jedes deiner Worte schrill verhallen. In ein Nichts, das keine Antworten auf all deine Fragen und Ängste hat. Der Horizont ist in Nebel gehüllt, mit jeder Minuten wächst die bleierne Decke auf dir weiter an. Und du vergisst, dass deine Welt auch wieder sonnig und hell sein wird, wenn du nur durchhältst. Starr vor innerer Kälte verlangsamt sich die Zeit. Am Ende eines Tages bleibst du einfach dort liegen. Bald hoffst du, du mögest am Morgen einfach nicht mehr erwachen.

16/03/2022 Collecting

My younger me saw what I see today. Not as a memory, but in real life. I walk through old streets and collect new pictures for my future me. I try to be as present as possible. To observe the world around me. I hear the city, every time the sirens erase, I think of NYC. Heading towards old greyish buildings by the river makes a Paris moment. But all the castles and its parks are unique. Botanical leaves surround me while I take the steps to the roof. I see lots of pure designs, walk through the store of my favorite interior label and admire the CI of every café. Copenhagen – I really like you.

20/02/2022 To rest

… This next period of change is not to start running towards the finish line. Just imagine this comparison: If I want to calm down my nerve system, I will breathe in – HOLD – and breathe out longer than I started. This HOLD is the key to better decisions. But patience is a gift. Not mine. I put pressure into this moment and remind myself to rest, to take time to relax. I think and feel emptiness before new ideas can awake. Like the space before I start a new page for the next chapter.

13/02/2022 Old style

Once it was en vogue, two decades later, it is old-fashioned, out of style. Just wait 10 more years and your “old style“ celebrates it‘s new renaissance.

Pourquoi pas? C‘est le cercle de la vie. Quand je parle de ma question de croyance, c’est différent. // Why not? That is the circle of life. When I talk about my question of believe, it is different.

All these old sentences were born in discomfort. The longer we live with them the more powerful they become. They are never a trend to follow or unfollow. They are present in our unconsciousness to define the decision we make with our 5 % -concious-mind. So where do I start to reboot self-consciousness and -confidence when it comes to new ways made by new decisions inspired by new believes?
I start with a vision of myself in 10 months. How do I want to feel, where will my happy place be? What is new to my daily routine and what is gone? Who will have lost a seat in my movie?

Invite yourself to imagine and to feel. You wanna be there as fast as time traveller? Which YES do you have to say? Which NO has to be made? This is the moment when your comfort zone awakes whispering it’s dozens of BUTs to your mind.

This is the moment you observe yourself thinking old sentences. Do not trust them, they will not guide you to your new vision of life. This pattern of thinking will hold you running in circles.

to be continued…

10/02/2022 Sortieren

Statt die drei wichtigen Aufgaben zu erledigen fand ich mich beim Fugenreinigen in Quadratmetern von Mosaik wieder. Diese kleinflächigen und sich wiederholenden Bewegungen bringen die Gedankenwelt in Bewegung. Ich analysiere, halte inne und sortiere in meinem Kopf. Und ich höre mir selbst zu auf die Frage, was an den drei Aufgaben so schlimm sei, dass ich freiwillig putze. Nach einem Musikalbum und einer Podcastfolge sitze ich mit Schrumpelhaut auf dem Sofa und tippe. Bloß nicht Aufgabe 1, lieber die Gedankenfetzen aus der Dusche festhalten. Der freie Tag ist ja noch lang. Ebenso gut funktionieren aufräumen, sortieren von Schränken und ausmisten. In allen Fällen sehe ich das Resultat. Nichts gegen Prokrastination an meinem freien Tag, doch ich bin unruhig. Diese sichtbaren Erfolge sind zudem schneller erreicht als eine initiale Entscheidung (Aufgabe 1) eines mittelfristigen und ergebnisoffenen Prozesses. Ist ja schön, dass ich das so klare sehe und mich selbst entlarve, der Impuls zur Aufgabe der Aufschieberitis kommt trotzdem nur zögerlich daher. Ein Dutzend alternative To Dos schleichen sich an wie Schokolade in der Dessertkarte. Doch wem erzähle ich das, es gibt wohl kaum jemanden, der das Ringen mit der eignen Komfortzone nicht kennt.

14/01/2022 Nerven – system

Dieses System, dass ruhig vor sich hin läuft, wenn es dir gut geht. Es ist ein Meer aus Nervenbahnen, fein justiert und bisher nicht vollkommen entschlüsselt. Dieses innere Uhrwerk ist störanfällig. Oft merken wir den Zwischenfall erst an den Folgen. Nicht selten morgens nach einer unruhigen Nacht. Was war der Auslöser? Den Tag über fehlt Kraft, Energie. Der leichteste Gang am Fahrrad reicht nicht für die minimale Steigung.
Könnten die Botenstoffe im Hirn doch auf uns hören und vor allem sagen, wer sie geschickt hat. Die Angst, der innere Antreiber oder die Ohnmacht? Im Unterbewusstsein treffen sich diese Gefühle im Gleichgewicht der Seele. Ist eines zu laut, wird es ins Hirn katapultiert und sorgt so lange für Aufruhr, bis wir ihm ins Gesicht sehen. Da bist du also, alte Wut. Vermisst hat dich niemand. Ah, war ja klar, das kleine Selbstmitleid hast du auch gleich mitgebracht. Super, echt – gerade war das Bewusstsein im Neubeginn voller Vorfreude und Mut, melden sich diese alten Gefährten aus dem Off.

Solche innere Dialoge mit sich selbst kennen sicher viele. Distanz bringt mir Linderung. Ich mache mir Popcorn und Apfelschorle, und setze mich gedanklich in den Kinosessel. Vor mir die Leinwand mit meinem Gedankenstrom. Die bildliche Vorstellung meiner Selbst als Beobachterin meiner Überlegungen mildert das Drama. Meine Ratio nimmt die überwältigenden Emotionen unter den Arm, relativiert sie und erkennt Zusammenhänge. Und sie stellt die entscheidende Frage: wo stehst du, mein Gefühl? Die Antwort lautet zu 98,5% – in der Vergangenheit oder der Zukunft. Ich leide im Jetzt wegen etwas, dass ich nicht mehr ändern kann oder wegen etwas, das noch gar nicht eingetroffen ist. Meine Realität im Jetzt ist somit 98,5% besser als ich dachte. Ich glaube dieser Satz allein entspannt mich in den allermeisten Fällen direkt und nachhaltig. Probiert es gerne selbst aus.

09/01/2022 Pause

Freie Wahl haben bedeutet, zu wissen was ich möchte. Nur so wird aus der freien Wahl eine freie Entscheidung. Und so scanne ich Möglichkeiten, erkenne relevante Parameter und verliere mich dennoch in der Fülle von Optionen. Daher suche ich nach Alternativen zu diesem rationalen Weg. Ich frage meinen Bauch nach dem gefühlten, richtigen Weg. Visualisierung ist eine Idee – in welchem Setting möchte ich in vier Monaten aufwachen?

Vorfreude auf den Tag, Begegnungen voller Respekt und Menschlichkeit, spannende Aufgaben und weiterhin ein warmes Zuhause zum entspannen und auftanken.

Also male ich Bilder in meinem Kopf, spinne Konzepte weiter und suche nach dem Gefühl noch mehr angekommen zu sein – in meinem Leben, jetzt.

01/01/2022 I was once where you are now

The reason why I decided to go online: To share my experiences to help others.
There was the day when I had seen the fireworks at midnight through caged windows. I did not believe to be back in my old life one day. Today, years later, I am under the same stars without cages and without fireworks due to the pandemic rules. But only some kilometres away, you are the one sitting in a comparable situation that I was in, years ago. The point of my biography where my life could have ended. And I want you to know that you are not alone. That the path is not ending, just correcting its direction. To something new, something different and somehow better. There is hope in this story – for all of us.

18/12/2021 Sehnsucht

Eben noch dachte ich, durch das Jahr 2021 galoppiert zu sein, während ich vom seitlichen Strick namens Pandemie ausgebremst wurde. Doch rückblickend ist es ein sehr leises und monotones Jahr gewesen. In diesem Jahr habe ich zwar weniger Hotelübernachtungen und Flüge storniert als im Jahr zuvor, doch gerade das Fehlen der ausgemalten, wenigen Reisen war in meinem Kopf laut wie nie.

Beim Durchblättern des frisch gedruckten Fotobuches diesen Jahres sind es die Auszeiten an Nord- und Ostsee gewesen, die als Fenster zu anderen Welten Hoffnung gaben. Ohne täglich in zwei bis drei Sprachen zu lesen, zu denken und zu reden, während ich versuche bekannte Worte in dem mich umgebenden Italienisch zu erkennen, hätte ich mich längst wieder deutsch statt europäisch gefühlt. Es ist die Lust auf Neues, nach der ich sehne. Dieses hörbare Herzklopfen im Landeanflug, die fremden Stimmen aus Bahnhofslautsprechern und die Goldfieber-Suche nach dem besten Frühstückscafé. Überhaupt Essen, Straßenschilder, historische Fassaden und der Reichtum an unbekannten Schätzen eines Ortes, den ich zum ersten Mal begehe – all das vermisse ich sehr.

Reiseerinnerungen halte ich schon immer besonders fest, kann auch kleine Dinge abrufen und mich neu darin verlieren. Beim Aufräumen, eine bewährte Übersprungshandlung bei mir, entdeckte ich zwei Fotos wieder. Also entwickelte Fotos zum Anfassen. Das erste hatte ich nicht bewusst aufgenommen. Ich erinnere mich sehr intensiv an diesen Moment in der Wüste. Wir fuhren vor dem Morgengrauen mit Geländewagen in der Sahara, bestiegen eine Sanddüne und warteten auf den Sonnenaufgang. Magisch, farbig leuchtend und so still. Diese Szene zeigt das Foto, welches ich direkt gerahmt und ins Fenster gestellt habe.

Das zweite Foto zeigt einen uralten, schwarzen Kaminofen in einem dänischen Gutshof. Drei Familien hatten sich dort getroffen, um gemeinsam ins neue Jahr zu feiern. Es lag Schnee auf den Feldern rund um diese alten Mauern unter Reet. Abends trafen wir uns im Kaminzimmer, der Ofen bollerte, und spielten, während die Erwachsenen redeten oder in einem Buch lasen. Eine behagliche Wärme verbinde ich mit diesem Foto, welches nun im Regal, direkt neben unserem schwarzen, modernen Kamin steht.

Und so sind es die gedanklichen Reisen in die Vergangenheit und das Ausmalen neuer Reisemomente, die mich kurz vergessen lassen, wie beschränkt die Möglichkeiten gerade sind auf dieser Welt.