20/11/2022 Isolation

It has been six days in isolation. I am waiting for being released.

Not that I could have walked outside for more than 15 minutes at once. Not that I did not have everything at home. But it is a mental need to feel freedom, again. Being forced to quarantine now reaches my free mind and soul. Just a walk around the block to be connected to the world around me and to see the vibrant energy field of traffic. But what if there is no food delivery service, no warm home and – most important – no peace? No daily life, only survival and destruction. Where do all the civilians at war get their energy from to move on? What if you cannot go back to normal? It is like an isolation not from others, but with others from everything you have seen as your reality. Forever, not just for days. All the places linked to life saved personal memories. Most of these places are bombed ruins, some people you share these memories with are gone. Some of them are dead.

So I stop seeing the last days as a burden. I still have everything I need. I had a smaller radius and some health issues, only. And tomorrow, I will have the privilege to go back to my „normal“, in peace.

09/11/2022 Neue Realität

Ich sitze während des Kinder-Tanzkurses im Café. So sehr mitten im Trubel, dass ich die Piano-Klänge von Hania Rani über meine Kopfhörer drüberlege und zu schreiben beginne. Zwei Monate im neuen Job, d.h. die alte Realität verschwindet immer mehr hinter meinem Rücken. Neues Office, neues großartiges Team, spannende Aufgaben. Ich bin in der neuen Realität angekommen, ein Zukunftsbild, das wahr geworden ist.

Am Anfang einer Veränderung steht eine Entscheidung!

An vieles habe ich mich neu gewöhnt. Vor allem an die Freiheiten und den Raum für Gestaltung. Das Gefühl von Vertrauen von außen ist noch überwältigend. Produktivität ist so viel erfüllender, wenn extremer Druck und Kontrollzwang nicht im Hintergrund über einem schwingen.
Ein positiver Joballtag schenkt mir Energie für den Nachmittag und lässt für den Abend noch etwas übrig. Und dieses Beschäftigt-Sein hat mir durch die schweren Tage mit Absetzsymptomen geholfen. Denn es lenkt ab, lässt keinen Raum für intensive Körperbeobachtung und interpretierte Sorgen. Mit langsamer Reduktion, ärztlicher Begleitung und dem Wissen, dass Symptome auftreten können, startete ich optimistisch. Wenn man dann den dritten Tag mit Übelkeit, Schmerzen und Muskelzucken zugebracht hat, fühlen sich die Tage bis zum Abklingen dann doch nach einer Ewigkeit an. Es hat sich gelohnt. Auch hier hatte ich das zukünftige Bild einer neuen Realität vor Augen. Die beste Motivation, um nachhaltige Entscheidungen zu treffen und durchzuhalten.

25/09/2022 Von Herzen

Es geht mir gut. Wenn ich die Selbstkritik bezüglich noch mangelnder Form und Fitness beiseite lege und die oberflächlichen Ärgernisse des Alltags relativiere sogar sehr gut. Ich habe diese Phase bewusst in neuen Fotos von mir festgehalten. Authentisch und direkt. Für mein nächstes Buchcover, für mich. Echt sein, natürlich und ehrlich, ist so viel einfacher als so zu tun als ob. Vergeude deine wertvolle Lebenszeit nicht mit dem Aufsetzen einer scheinbar perfekten Maske. Deine Psyche merkt sich die ständige Verleumdung deines wahren Selbst. Es ist befreiend, in die Kamera zu sehen und präsent zu sein anstatt sich gedanklich mit kritischen Ansagen zu befeuern. Direkt von Herzen kommend, wohlwollend und echt. So beschreibe ich die Beziehung zum Fotografen hinter der Kamera und zu mir selbst.

11/09/2022 Erfüllt

Wenn Zukunftsbilder Realität werden, hat die Hoffnung ihren Job erfüllt. Ich geniesse das Neue und Bessere, bin offen und dankbar, mutig gewesen zu sein. Der vage Absprung nach vorne brachte eine sanfte Landung. Hinein in eine andere Realität voller Respekt und Vertrauen. Aus einem Energiekreis der Kontrolle und Unterdrückung kommend, entdecke ich das erhoffte Gegenteil ganz bewusst. All die neuen Eindrücke, die neuen Gesichter und Aufgaben schenken mir Vor-/ Freude.

Ich trage wieder ein Lächeln im Gesicht. Endlich.

28/08/2022 Vorfreude

Neues

Alles ist, wie es sein darf. Erholt, gestärkt und voller Vorfreude zähle ich die Tage bis zum neuen Job. Es wird großartig werden. In Gedanken habe ich die Aufgaben skizziert, alle Hände geschüttelt und eine eigene Routine entworfen. Ich sehe mich, wie ich morgens in ungewohnter Himmelsrichtung mit dem Fahrrad starte oder vor Ort aus dem Bus steige, um die letzten Meter zu Fuß zum Büro zu gehen. Natürlich ohne Regenschirm. Ich fühle das Gefühl, mich auf den nächsten Arbeitstag zu freuen, weil es Spaß macht. Inspirierende Menschen, kreative Projekte und umgeben von Wachstum – darauf freue ich mich.

Rückblick

Vorfreude empfinden bedeutet auch, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken. Anstatt Angst und Überforderung sowie Aussichtslosigkeit zu sehen, spüre ich Lust auf Neues und bin offen für Veränderung. In depressiven Phasen wünschte ich mir genau das. Ich sehnte mich danach, voller Selbstvertrauen und Flexibilität nach vorne zu schauen. Jetzt bin ich hier. Auf dem Gipfel nach anspruchsvollem Aufstieg in mehreren Etappen. Die Luft ist klar in der Höhe, der Wind mäßig und der neue Horizont weit und einladend.

15/08/2022 Notizen

Von Zeit zu Zeit finde ich Notizen aus anderen Zeiten. Diesmal aus einer schwierigen Phase voller Anspannung und Zweifel.

Pause

Entspannung in der Badewanne. Ein wenig Pause für die Seele. Die Gedanken wechseln. Von „Wie wird es morgen?“ zu „Was kommt nächste Woche?“ bis hin zu vergangenen Sequenzen von neutral bis dramatisch. Und zwischendurch der Geist der ruft: „Sei jetzt und sei gewahr.“. Ich beobachte die platzenden Schaumbläschen zum Rhythmus der Musik, eine Textzeile schiebt sich an die wellige Oberfläche. Der Schatten des Schaumberges wirkt wie der Eisberg im Meer. Die Vorlesestimme von nebenan dringt durch das gedämpfte Licht. Mein Ring glitzert an seinem Platz, ich atme den zarten Duft aus der nachtblauen Glasflasche namens Geborgenheit ein und vergesse für einen kurzen Moment all die Schwere meiner Realität in Krankheit.

Schlaflos

Es ist die Angst, der Stress kommt nah. Ich sorge mich. Um meine Tochter. Der Husten am Abend wird von Asthma zur allergischen Reaktion auf Tierhaare. Wo bekomme ich Kortison her?

Mein Herz wird schwer wie Stein. Kaum habe ich diese Gedankenschleife auf Logik geprüft und als absurd eingestuft, erscheint die Sorge, nicht wieder einschlafen zu können. Ich stehe auf, spanne meine Muskeln an, halte die Luft und lasse dann wieder los. In Gedanken sage ich mir beruhigende Mantren auf. Atme ein und langsam wieder aus. Mein Körper wird weicher und ich spüre die Müdigkeit, doch meine Gedanken kreisen weiter und weiter. Der Druck auf meinen Rippen ist hoch, ich bin verkrampft. Ein Albtraum vor meinem inneren Auge, es fühlt sich an, als wäre mein Herz kurz vor Panik. Woher kommt dieses Gefühl?

Die Angst um die Atmung meiner Tochter verbindet sich mit dem Niemals-atmen-können meines vor der Lungenreife still geborenen Sohnes. Woher kommt der Druck auf meinen Lungen? Druck, gesund zu werden. Druck im Job. Angst, Familie und Freunde zu enttäuschen. Angst, nicht schlafen zu können. Ich sage mir: „Vertraue dir selbst. Sei geduldig. Verzeihe dir.“ und schlafe ein.

15/08/2022 Saying sorry to myself

Not so long ago –

Do not blame yourself for depths.

It is absolutely okay to feel weak.

Be aware of the contrast of your feelings

and the power of your thoughts.

Feeling bad causes weak thoughts which cause weak behavior and result in bad feelings, again.

It is a loop.

So stop making yourself feel bad.

Forgive yourself for having less energy at the moment and for needing some help.

08/08/2022 Korrelation

Gibt es eine Verbindung zwischen einem wiederkehrenden, ungewohnt abgeschwächten Gefühl und einer Veränderung in der jüngsten Vergangenheit? Wie komme ich der Antwort auf die Spur, wenn mir spontan nichts in den Sinn kommt?

Spurensuche

Erst suchte ich allein, dann mit anderen zusammen. Wir gingen gedanklich gut 12 Wochen zurück, irgendwo dort musste die Ursache liegen. Ratlos blieben die Köpfe zurück. Einige Stunden später fiel es mir dann ein, einfach so. Als wenn ich gerade vergessen hätte, was ich eigentlich in der Küche gewollt hatte und es mir dann eine Viertelstunde später in den Kopf kriecht. Ich hatte nach langer Zeit gleich mit drei Menschen persönlich gesprochen, die meine Themen Trauer und/oder Depression teilen. Da fühle ich natürlich mit. Und wann immer es mir besonders gut gegangen war und ich einen Grund zur Freude hatte, bliebt dieses Gefühl bei mir schwach ausgeprägt.

Glaubenssätze

Meine Interpretation: Ein neuer Glaubenssatz hatte sich geformt. „Es darf mir nicht so gut gehen, wo es mir doch so schlecht gegangen war. So, wie es den Anderen jetzt gerade geht.“ Ich konnte mir nicht erlauben, zu viel Freude, Glück und Stolz zu empfinden. Erstmals habe ich nicht alte Glaubenssätze entdeckt und versucht, aufzulösen, sondern beobachtet, wie ich einen neuen entwickelt hatte. Reflexion ist hier die Spur gewesen und ich habe mir jetzt bewusst erlaubt, gerade wegen der gemeinsamen Erfahrungen ein Hoch zuzulassen und zu geniessen. Denn dies wünsche ich mir für alle, die gerade dunkle Zeiten erleben. Es ist der Glaube daran, dass auch das schwerste Gefühl seine positive Umkehrung kennt. Für jeden.

31/07/2022 Kaltes Wasser

Nach einer anstrengenden Wanderetappe auf und ab durch eine Schlucht, in der Szenen für Star Wars entstanden, höre ich den Wasserfall. Dem Geräusch nach unten folgend erreiche ich das kalte, klare Wasser. Ich kühle meine Arme, meinen Nacken und mein Gesicht. Was für ein Geschenk eine Quelle ist. Wie lebensnotwenig Trinkwasser ist, wird mir besonders nach Sport, nach dem Aufstehen und ab 26 Grad bewusst. Dass es trinkbar aus der Leitung kommt, vermisse ich besonders, wenn ich in einem Land mit gechlortem Leitungswasser bin.

Sauberes, klares und kaltes Wasser ist mehr als ein Nahrungsmittel, bestehen wir selbst doch hauptsächlich daraus. Der Zugang dazu entscheidet über Gesundheit, Krankheit, Leben und Tod. Zu Recht gibt es Initiativen, die das Menschenrecht auf Wasser in die Welt rufen und Trinkwasserbrunnen bauen. Schon länger meide ich Obst und Gemüse, vor allem Erdbeeren, aus Spanien. Die massive Bewirtschaftung senkt dort den Grundwasserspiegel bedrohlich. Das Wasser von börsennotierten Marken, die es in einer für die Bewohner kritischen Menge entnehmen, ist für mich ein No-Go. Noch scheint das Thema Knappheit diesbezüglich in Nordeuropa aber weit weg zu sein. Noch.

Noch habe ich zu Besuch in der Vulkaneifel die Wahl zwischen einem halben Dutzend unterschiedlicher Quellen aus der Region. Noch habe ich immer den Wasserhahn, um meinen Wasserhaushalt in Balance zu halten. Für mich ist der Zugang zu Wasser kritischer als für andere. Vielleicht fällt es mir deshalb auch erst auf und ich sehe Wasser nicht als Selbstverständlichkeit. Unterwegs sorge ich für Vorrat oder Nachkauf auf dem Weg. Wie zuvor angesprochen gibt es hilfreiche Medikamente, oft gibt es Nebenwirkungen oder Besonderheiten zu beachten. Meines darf eine gewisse Konzentration im Blut nicht überschreiten, da es sonst toxisch ist. Ergo schaue ich hier bewusster hin, gehe dank der „Mehr-Liter“ am Tag auch mehr aufs WC und hoffe, dass die regelmäßig überwachten Blutwerte in Ordnung sind. Grund genug für mich mal zu sagen: Danke, kaltes Wasser, mein Lebensretter!

29/07/2022 Mondlandschaft

Vom Tal aus gesehen ragen die Tannenspitzen in die Wolken, die Sonne dahinter zeichnet ein zartes Weiss. Der Hahn hinterm Haus kräht kurz vor sieben und die sich setzenden Holzbalken der neuen Blockhütte knacken vereinzelt. Ein Idyll, abgesehen vom kleinen Brand direkt hinterm Haus, hinter dem Fluss, der letzten Sommer überlief. Während hier innerhalb einer Stunde alles gelöscht war, brennen anderswo Wälder unkontrolliert weiter. Auch das schönste Panorama birgt Dramen, denn wo der Mensch ist, ist Leben in all seinen Facetten. Wie sieht es aus, wenn ein ganzer Wald schwarz geworden ist? Was musste weichen, was kann neu entstehen?

Flashback

Vor beinahe 20 Jahren: Für ein Wochenende entfloh ich dem Treiben der Millionenstadt. Eine Kollegin hatte mich zu sich eingeladen. Nach Feierabend setzten wir mit der Fähre über. Ein grünes Idyll, kein Autoverkehr, eine Siedlung direkt am Strand. Dahinter der grüne Berg, der das Meer zu berühren schien. Nach einem 40-stündigem Grossbrand war dieser schwarz geworden. Es regnete Asche. Ich erinnere mich an die Fotos in der Lokalzeitung, als der Bergkamm bedrohlich glühte. Es blieb eine Mondlandschaft an einem der grössten Berge Hongkongs zurück. Ein Programm zur Wiederaufforstung hatte Mühe, das Idyll wieder zu beleben.

Neues entsteht

Wenn unsere Seele durch eine Krise erschüttert wird, verlieren wir oft den Halt. Etwas in uns stirbt, brennt ab. Es ist dann ein Prozess, anzuerkennen, was nicht mehr ist. Wenn ich mich in einer kargen Mondlandschaft bewege fällt es mir schwer an ein Aufblühen zu glauben. Ein Wald wird nicht als Ganzes gepflanzt. Jede Saat, jeder einzelne Baum ist ein Teil der Lösung. Ich pflanze meist nicht an allen Stellen gleichzeitig an, sondern suche mir einen geeigneten Startpunkt aus. Wie ich einen Wald wiederherstelle, so kümmere ich mich um meine Seele. Schritt für Schritt und nachhaltig. Vielleicht brauche ich stärkere und tiefere Wurzeln für eine stabile Zukunft? Bei aller Tragik kann ich mich neu fragen, was alles in meinem neuen Wald Platz haben darf. Wenn ich damit starte, was mir gut tut, was ich vermisse, dann lasse ich automatisch weg, was eher hinderlich war. Unbestritten verliere ich durch eine Krise Essenzielles in meinem Leben. Es kann auch eine Chance sein, die wirklich relevanten Bausteine zu suchen, um neu aufzubauen, was mich jetzt zufrieden macht.

15/07/2022 Psychopharmaka

Diese Zeilen sind für alle, die sich fragen, ob Medikamente für psychische Erkrankungen richtig sind. Es ist auch ein versöhnlicher Text an mein Alter Ego. Denn ich selbst habe über einige Jahre mein Nein zu Psychopharmaka manifestiert. Ich brauchte Zeit, Einsicht und eine erste richtige Krise, um mich darauf einzulassen. Frage ich mich, ob ich schon damals ja zu Medikamenten hätte sagen sollen? Eher nicht. Damals hatte ich das Wissen und Vertrauen nicht, dafür leichtere Alternativen wie eine Trauma-Therapie.

Zeitpunkt

Orientierung gibt die Einteilung in leichte, mittelgradige und schwere Depressionen. Ab einer mittelgradigen Depression kann diese Frage konkret mit einer Psychologin/einem Psychologen und/oder einem/r Psychater/in besprochen werden. Ist die Depression schwer oder droht sie immer wieder zu kommen (wie bei mir) oder sich zu chronifizieren, betrachte ich diese Abwägung als sehr wichtig. In akuten Episoden sind schnell wirksame Präparate Lebensretter. Ohne die wäre ich längst nicht mehr hier, um meine Erfahrungen teilen zu können.

Ohne die unterschiedlichen und individuellen Ausgangspunkte zu kennen, steht meist Misstrauen im Fokus. Was genau bewirkt ein Antidepressivum, warum wird mir genau dieses Präparat vorgeschlagen? Hat es, neben dem Umsatz für die Pharmaindustrie ein echtes Potential, meine mentale Gesundheit nachhaltig zu verbessern? Wann tritt die Wirkung ein und was, wenn nicht? Was sind die Nebenwirkungen und gehen diese nach einer Gewöhnung wieder weg? Wie lange muss ich es einnehmen?

Wie in vielen Szenen beim Arzt empfehle ich, alle Fragen aufzuschreiben und zu stellen. Oft scheint es, dass Ärzte/Ärztinnen in ihrem Alltag die persönliche Tragweite dieser Entscheidung nicht mehr nachfühlen. Es ist Routine geworden. Zudem ist Zeit ein knappes Gut. Wundert euch nicht, sondern fordert Antworten ein. Holt euch einen Angehörigen ins Gespräch, wenn die Kraft allein nicht reicht. Es ist euer Gehirn, euer Körper. Das Vertrauen in die ärztliche Beratung ist die Basis, um sich voll auf die medikamentöse Therapie einlassen zu können. Tauscht euch mit nur wenigen Betroffenen aus, recherchiert auf seriösen Seiten wie der der Deutschen Depressionshilfe und macht einen Bogen um Foren und Suchmaschinen. Wie bei Käuferbewertungen wird es immer Stimmen gegen alles geben. Für pauschale Aussagen ist die Thematik zu komplex. Es gibt lokale Selbsthilfegruppen oder Gesprächsangebote, die weniger oberflächlich Informationen und Erfahrungen miteinander teilen.

Für und wider

Wir fragen uns, was wir durch Medikamente verlieren können. Vor allem, wenn wir den Beipackzettel studieren. Habt ihr euch diesen mal bei Kopfschmerztabletten durchgelesen? Nein? Genau, sind ja nur Kopfschmerzen und eine Einnahme an maximal 3-4 Tagen. Psychopharmaka greifen in die biochemischen Prozesse im Gehirn ein und ich nehme sie meist mindestens ein Jahr lang. Da ist es verständlich, skeptisch zu sein und zu hinterfragen.
Wir dürfen uns auch fragen, was wir durch Medikamente gewinnen. Es ist die Chance auf eine Besserung, ein Weg zurück in ein lebenswerteres Leben. Wir können stabiler werden, Sicherheit und Vertrauen neu aufbauen. Beziehungen wieder empfinden und schöne Gedanken denken, uns besser fühlen. Und was wäre die Alternative? Wenn ich gefühlt alles versucht habe, von Therapie über Sport und Achtsamkeit bis zur Kur, und ich nichts mehr zu verändern weiß, dann wird Zeit allein nur selten reichen. Natürlich ist es deine Entscheidung, keine Medikamente zu probieren. Es ist auch deine Entscheidung, Medikamente zu nehmen und zu prüfen, ob es es aufwärts geht. Es ist genauso deine Entscheidung, den Versuch in ärztlichen Begleitung zu beenden. Bitte nie allein einfach absetzen, es gibt Absetzsymptome. Sogar beim langsamen Ausschleichen, also reduzieren der Dosis, kommen körperliche Symptome häufig vor.

Nun stelle dir vor, du hast dich für Medikamente entschieden und sie wirken. Erste Veränderungen ins Positive werden spürbar. Alle zehn Tage bemerkst du neue Verbesserungen. Nach drei Monaten kannst du dir kaum vorstellen, dass es dir „damals“ so mies ging. Wie schnell es doch aufwärts gehen und stabil bleiben kann. Für diese Option lohnt sich die Abwägung sehr. Es braucht ein wenig Mut, es braucht Experten, die einen begleiten, und vielleicht die Worte von jemandem, der vor derselben Entscheidung stand wie du jetzt.

25/06/2022 Just be

We worry about the future, we think of long forgotten thoughts and want to change the past for an alternative future. Whenever we are asked „How are you?“, we do not hear the „, right now?“ at the end. We usually answer by telling how we struggled the week before or about the tasks of the days to come. When we describe a perfect tomorrow, we only talk about what will be added or removed and never about what there is to stay.

The truth is, that life is neither in our yesterday, nor in our tomorrow.

So when did we forget to just be? Just be who we are, where we are. Somewhere between our childhood and our grown-up-selves, we lost this natural way of being. Where time, worries and regrets do not exist. We are aware of our surroundings, focused on ourselves and we see the fullness of being alive. There is no place to run from and no place to go. Just be where we are and accept what is.

I see toddlers playing in the sand for hours. Dogs who lay down on the sunniest floor near the window to rest. I see the smile in an artist‘s face when the applause rises. People who open their eyes after a meditation. Someone walking through a garden who feels the joy of being surrounded by the beautiful nature.

Instead, I observe couples in a restaurant who starre at their smartphones instead of talking to each other. I see inpatient customers who give their energy to the row in front of them. I hear people trying to overcall the holiday plans of others. I hear people who empower bad experiences from the past by talking about them again and again.

Maybe, you can take these thoughts to identify your own buttons for past and future. And discover a little action for just being here and now.

14/06/2022 Vermissen

Vermissen ist wie träumen – nur rückwärtsgerichtet.

Pause.

Mein Mann sagt, dass man über den Satz erst ein wenig nachdenken muss, bevor er sich erschließt. Ich glaube, er hat Recht. Heute morgen bin ich aus einem komplexen Traum aufgewacht. Wie ein 3D Wimmelbild voller Erzählsprünge. So spannend, dass ich ihn dank luzidem Träumen fortgesetzt und näher angeschaut habe. Ich erkenne Szenen und Personen der Vergangenheit, sehe tief liegende Wünsche für die Zukunft. Ich bin verwirrt und gleichzeitig fühle ich mich leicht, denn alle Ängste und erkennbare Schwere verschwinden mit dem Aufwachen und dem Bewusstwerden. Einfach so.

Vermissen ist anders. Etwas oder jemand, das/der eine wichtige Rolle in meinem Universum spielte, ist nicht mehr da. Dort wo dieses Gefühl der Verbundenheit ihren Ursprung hat, ist es jetzt leer. Je mehr ich gedanklich an diesen Ort zurückreise, um Nähe zu spüren, desto schmerzlicher wird mir das Fehlen bewusst.

Jeder kennt es: Da gibt es diese eine vergangene Liebe – Hey Mr. aX – die man gerne erinnert, die einen kurz lächeln lässt, auch wenn man sich Jahre nicht in die Augen geschaut hat. Da ist das Gefühl von Entspannung, Sonnenwärme und Glück, wenn man den letzten Tag am Meer erinnert und sich nach Urlaub sehnt. Und da ist dieses Stechen in der Brust, wenn ich mich an jemanden erinnere, der gegangen ist. Der nicht mehr Teil meiner Realität ist, und dass manchmal, weil er/sie gestorben ist. Dieses bekannte Gefühl, dass einem von Zeit zu Zeit die Luft zum Atmen nimmt, potenziert sich um ein Vielfaches, wenn Eltern ihr Kind zu Grabe tragen.

Als Mutter habe ich mein Kind Monat für Monat unter meinem Herzen getragen. Dann war plötzlich die Gewissheit da, ein still geborenes Kind für einen kurzen Moment auf unsere Erde zu begleiten. Nur um es dann als Asche der Erde zurück zu geben. Die Leere in meinem Bauch nach der Geburt war so unerträglich, dass ich meine Bauch kaum anfassen konnte. Nicht ungewöhnlich, erzählte mir kürzlich eine andere verwaiste Mutter. Auch sie hatte es so erlebt und von anderen gehört. Nun war der Bauch irgendwann wieder weg und die Leere war ins Innere meiner Seele gezogen.

09/06/2022 The day

Tomorrow will be the day. The day I knew I was going to loose my baby. Since then, this date always came after 365 other days. Year by Year. And now, it is going to be the tenth time. Some days before, I start having pain in the lower back. My whole system gets nervous until I ask myself for reasons. And then, I remember. The tragic pictures in my head start running. A transparent blanket lies on my shoulders with enough weight to feel uncomfortable. I am sad.

Because we lost our first born child. Because we had to let go the future we created as a family. I still feel the vacuum in my breast, in my heart and in my soul as a mother.

Whenever you meet a mother or father who shares this unbelievable loss, please forget about days and years which had passed since this special date. No matter how long this distance is, the pain inside is still there and always will be. And that is ok. Just write or say „I think of you and your child, today.“. It will make a big difference, I promise.

04/06/2022 Neue Wege

Der Moment, sich bewusst für einen neuen Weg zu entscheiden, bedeutet meist auch, sich gegen das Gewohnte zu entscheiden. Noch während ich diverse erste Male allein bewältige, lasse ich Vergangenes los. Auf das es nicht wieder kommt und selbst wenn doch, ich es direkt erkenne, entlarve und übergehen möge. Alle opportunities der letzen Wochen habe ich bewusst erschaffen. Die Hälfte habe ich aus guten und aktuell noch bewussteren Gründen ziehen lassen. Mit jeder Entscheidung, die ich auch von Innen getroffen habe, wurde deutlicher, was ich mir von der großen Zukunft erhoffe. Ein starker Prozess, der nicht immer leicht ist. Umso wichtiger, auch dies zu teilen. Als Gegenbewegung zu den polierten Scheinwelten, in denen alles zugeflogen kommt und ganz easy zu sein scheint.